DIY-Punk-Oi!-Subkultur-Label since 2014 aus Berlin-Lichtenberg
DieVisitor - Der erste Stein
80er Deutschpunk aus Brandenburg an der Havel trifft auf Oi! - dreckig, unverblümt und direkt vors Fressbrett.
Das ganze kommt auf limitiertem Vinyl mit beigelegtem Album auf CD (auf der CD befinden sich noch zusätzlich 4 unbearbeitete Bonussongs vom Demo 2008).
Format: CD, LP, Album
Katalognummer: AOS-008a, AOS-008b
EAN: 0761847014017
Genre: Punk
Veröffentlicht: 01.05.2021
Stückzahl LP: 140g, 10 Testpressungen schwarz, 300 Stück Color Eco Mix*
Stückzahl CD: 1000 Stück
*Beim ECO MIX Effekt werden Reste aus anderen Vinyl Produktionen verarbeitet, die übrig geblieben sind und nicht entsorgt werden. Man weiß nicht welche Farbe am Ende produziert wird und wie die Kombination aus den Resten und den Farben aussieht.
Tracklist:
A1. Intro
A2. Anti
A3. Der Erste Stein
A4. Oi! Ein Leben lang
A5. Denunziant
A6. Kein Skinhead
A7. Bitte geh noch nicht
A8. Egal
A9. Zensiert
B1. Abschaum
B2. Innenstadt
B3. Kapital
B4. Der Versuch Zu Fliegen
B5. Leise Geweint
B6. Hol Mich Raus
B7. Prinzessin
B8. Viva Lied
B9. Zensiert
Reviews
UglyPunk
Rustikaler Streetpunk aus Neubrandenburg. Damit könnte schon fast alles gesagt sein. Provokant & Asozial hatte sich die Band auf die Fahnen geschrieben und ist auch schnell mit der Staatsmacht aneinander geraten. Danach war nicht mehr viel los im Hause DIE VISITOR. Da es aber noch einige Songs zu veröffentlichen galt, hat sich Gitarrist Fu, der einigen womöglich von der kontroversen Band EXKREMENT BETON bekannt sein könnte, entschlossen, das Erbe der Band mit Hilfe eines externen Schlagzeugers nochmals einzuspielen und im Namen der Band zu veröffentlichen.
Musikalisch bewegt sich das ganze zwischen Oi!, Streetpunk, Hardcore und Metal und vom Sound her ist der ganze Scheiß doch ziemlich heavy ausgefallen. Fett, treibend, aber dennoch rotzig und ungeschliffen. Modern political correctness gibt es natürlich nicht unbedingt und so wird sich der und vor allem die ein oder andere schon mal auf den Schlips getreten fühlen. "Pogo, Sex & Promille" oder "wir sind gegen Hausdursuchungen aber fürn geilen Fick - Oi!", wie im Opener "Anti" und vor allem der pornographische Song "Prinzessin" könnte da manchen schon in den falschen Hals rutschen. Die Zeiten ändern sich eben und nicht jede(r) kommt heutzutage mit solch proletarischen Machozeilen oder pubertären Gernfick-Liedern klar. Einerseits könnte man darüber schmunzeln, andererseits passt es aber einfach auch nicht mehr zum modernen Bewusstsein. Grundsatzdiskutierenswürdig allemal. Denn das "scheiß auf alles" und "fickt das Establishment" des frühen Punkrocks, welches hier kompromisslos vertreten wird, ist mittlerweile ja einem "pass bloß auf, was Du sagst" gewichen. Für einen anregenden Diskurs dazu bin ich immer gerne bereit, falls jemand meint, ich würde hier irgendwelche Tendenzen verharmlosen. Denn in diesem Review ist leider zu wenig platz, so was differenziert darzulegen. Ansonsten stellen sich DIE VISITOR kompromisslos gegen Nazis, Kapitalismus, Bullen, aber eben auch sexuellen Missbrauch und alles was einen sonst noch so alles ankotzt in dieser perversen Welt.
Sowohl musikalisch als auch textlich kompromissloser Oi!-/Streetpunk, wie man ihn aus den frühen 1990er-Jahren kennt. Provokant, asozial, radikal & absolut Anti-alles. Der LP liegt übrigenz noch eine CD anstatt eines Downloadcodes bei.
26.08.2021 By Mirko UglyPunk
ox-fanzine
Streetpunk mit Metal-Kante aus Brandenburg an der Havel, musikalisch durchaus fit mit eingängigen Melodien und dem einen oder anderen Ohrwurm inklusive ATONAL-Cover.
Die Songs, die für ein Album im Jahr 2011 gedacht waren, aber nach der Indizierung des Demotapes nicht veröffentlich wurden, wurden jetzt von Fu, Gitarrist bei EXKREMENT BETON eingespielt.
Als Grund wird im Beiblatt "ein Virus namens Corona mit der staatlich verordneten Zwangsisolation" genannt.
Ah ja ... Textlich positioniert man sich klar gegen Nazis, aber auch gegen Politopfer - was immer das auch sein soll, obwohl ich es mir denken kann - und Extremisten.
Immer wieder das Beschwören von "Punks and Skins united", das mich an Bands wie VOLXSTURM erinnert.
Man ist angeblich gegen Sexisten, um dann als "Krönung" den Song "Prinzessin" rauszuhauen, da fehlen mir echt die Worte, das ist sexistische Kackscheiße!
DIE VISITOR wären in den Neunzigern sicherlich im Scumfuck Fanzine abgefeiert worden - und das meine ich nicht als Kompliment. "Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein", soll mal jemand gesagt haben - ich werfe die CD in die Tonne!
07.2021 By Triebi Instabil ox-fanzine
VoiceOfCulture
Hartnäckigkeit zahlt sich wohl aus...
Ich weiß nicht, wie oft FU mich angeschrieben und gefragt hat, ob ich schon in die neue Platte reingehört hätte. Wahrscheinlich hätte ich es auch mal wieder vergessen, etwas zur dazu zu schreiben und ehrlich gesagt hab ich es auch ein bisschen vor mich hergeschoben. Aber nun denn - Augen zu, Ohren auf und los geht's:
Seit 2005 treibt die Band um den angesprochenen FU Ihr Unwesen. Nach etlichen Besetzungswechseln, Ein- und Ausstiegen, hat FU die Platte größtenteils (bis aufs Schlagzeug) allein eingespielt, auch wenn er sich auf dem Backcover mit einigen Damen hat ablichten lassen. Ob er damit zur PLASTIC BOMB #punktoo Debatte beitragen möchte, wage ich mal zu bezweifeln, zumal das Stück "Prinzessin" u.U. gerade einige Diskussionen befeuern könnte. Aber nunja, FU ist nunmal kein Kind von Traurigkeit und hat seit jeher einen großen musikalischen und textlichen Output, da bleibt ein bisschen Schwund manchmal nicht aus. Auf alle Fälle gibt es ne Menge Texte, die teilweise oft bearbeitete Szenethemen (Bullen, Alk, Kapitalismus, etc.) abarbeiten. Nicht unbedingt differenziert und besonders neu, aber mit ordentlich Wut im Bach vorgetragen. Auch der Sound kommt recht fett daher. Alle Achtung. Alles in allem schöner Deutschpunk, geradeaus mit "Ordentlich Kante". Das Vinyl in "Color-Eco-Mix-Farbe" kommt mit CD, auf der sich sogar noch 4 Bonustracks (vom ersten Demo) befinden.
07.2021 VoiceOfCulture
bierschinken.net
Eigentlich ist jedes Wort zu so einem Vollschrott überflüssig und zu viel. Es wäre vollkommen angemessen, dieser Platte keine große Aufmerksamkeit zu gönnen und das eingeschickte Rezensionsexemplar mit einem Drei-Punkte-Wurf in der der Tonne zu versenken. Ich habe mich jedoch dazu entschlossen, diesen Text zu verfassen, um alle unsere Leser*innen vor dem Genuss dieser Platte zu warnen.
Wo fange ich an?
Am besten beim offensichtlichsten, den komplett stumpfen Texten. Einfach gehalten wäre hier noch viel zu geschönt ausgedrückt. Es braucht nur 30 Sekunden, bis es mir kalt den Rücken runter läuft, wenn es da heißt: "...das ist hier heute kein Parteitag, deswegen sind wir einfach Oi!, Pogo, Sex und Promille das ist mein Begehren" (Anti).
Es folgen 22(!) Songs, die größtenteils wie aus einem Generator für Punkrocktexte daher kommen. Gegen Bullen, gegen das Kapital, für saufen na klar, wir sind Asis bla bla bla... . Ich penn weg vor Langeweile. Alles eingerahmt von schrammeligen, leicht metallischen und innovationslosem 80er Punk und Oi!.
Hier und da schrecke ich aus meiner Lethargie auf, denn man ist zwar gegen Nazis und auch Sexisten, wie man ebenfalls im Song Anti beteuert, trotzdem hat die Band kein Problem damit, klotzhohlen, hochpeinlichen, sexistischen Mist von sich zu geben wie geschehen beim Song Prinzessin. Gibt man sich dem Song hin, erwartet einen eine lyrische Darbietung der untersten Schublade, vom Niveau her angesiedelt irgendwo im Bereich eines Klappentextes auf einem Fäkalien-Porno.
Für den Song Leise Geweint, einer Ballade, muss ich eine Triggerwarnung aussprechen, da hier sexueller Missbrauch von Kindern thematisiert und beschrieben wird. Ernste Thematik, die darüber hinaus in einem schwer erträglichen Song verpackt ist!
Des Weiteren gibt es im Song Viva eine Absage an Rock aus Südtirol oder an Onkelz-Klone, trotzdem ist man sich nicht zu schade, auf einer Bühne wie dem Spreewald-Festival mit allem, was Rang und Namen in der Deutschrock-Szene hat, und diversen Onkelz-Cover-Bands zu stehen. Und wisst ihr was? Genau da gehört ihr hin und genau da könnt ihr auch gerne bleiben!
Ihr könnt noch so oft beteuern, wie sehr ihr gegen Nazis und Rassisten seid, dass ihr weder rechts noch linksradikal seid und Songs darüber schreiben, dass Nazis keine "echten" Skinheads sind (Kein Skinhead), wie neu und originell übrigens. Wer sich bereitwillig in diesen Grauzonensumpf begibt, hat jegliche Glaubwürdigkeit bei mir verspielt. Hinzu kommen unangenehme Textzeilen, in denen gegen die Antifa und "rote Spinner" gepöbelt wird und in denen man sich von Toleranz freispricht, weil die Gegenseite, in diesem Fall die Linken, diese ja auch nicht kennt (2 Skinheads).
Der Song Copkiller wurde wegen seiner Tötungsfantasien bezogen auf Polizist*innen indiziert, was bei der Band natürlich für eine Tonne Stolz gesorgt hat und dieser Scheibe leider noch mehr unnötige Aufmerksamkeit eingebracht hat, ist hier jedoch in einer zensierten Fassung trotzdem zu finden. Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal schreiben werde, wo ich doch im Allgemeinen gegen Zensur bin, aber ich sehne dem Tag entgegen, wo alle Exemplare dieser Platte konfisziert und geschreddert werden.
In meinem Geiste höre ich sie jetzt in Brandenburg, wo DieVisitor herkommen, aufschreien: "Was will der Trottel von bierschinken? Der hat den Punk (und den Oi!) nicht verstanden, soll er doch weiter seine weichgespülte Pop-Punk- und Studenten-Mucke hören. Wir sind noch total "true"."
Schließlich will die Band ja auch nicht auf Viva laufen (Zitat: Viva Lied). Keine Angst, da kann ich euch, liebe Oberpunks, beruhigen. Das werdet ihr auch nicht! DEN SENDER GIBT ES NÄMLICH SCHON SEIT JAHREN NICHT MEHR! Ist nur ein weiterer Beweis wie dermaßen hängengeblieben dieses Machwerk ist! Fairerweise muss hierbei klargestellt werden, dass die Songs schon 2009 geschrieben und nun neu aufgenommen wurden.
Wer zur Hölle braucht im Jahr 2021 eigentlich noch Bands wie DieVisitor, die meinen, es gäbe einen Bedarf nach dem vierhundertzweiundfünzigtausendsten Song, der sich der komplett belanglosen Thematik des "Skinhead Way of Life's" und der lebenslangen Treue hierzu widmet (Oi! Ein Leben Lang)? Meiner Meinung nach niemand, aber da hab ich den Vertrag wohl ohne die Skinhead-Szene gemacht, dort feiert man solch Traditionalismus gern ab, da haben ja die wenigsten ein Problem damit, sich immer wieder Songs zu geben, die sich den immer gleichen Themen beschäftigen. Außerdem bekleckern sich viele Bands aus diesen Gefilden, was oben angesprochene Thematiken betrifft, auch nicht mit Ruhm. Nicht nur, aber hauptsächlich deswegen wird mir diese Szene für immer etwas suspekt bleiben.
Stellt euch euren Irokesen ruhig meterhoch auf, klebt euch Leopardenfell an die Jacke wie ich mit 16 und brüllt noch so oft wie "punk" ihr seid, in meiner Punkwelt hat so ein Sondermüll keinen Platz und in eurer Punkwelt möchte ich mich nicht beheimatet sehen.
Fazit: Stumpfer, prolliger und peinlicher Rumpel-Oi!-Punk mit metallischer Gitarre und bollerndem Schlagzeug für klebengebliebene Vollottos! Absolute Weghör-Empfehlung!
Hinfort mit euch!
Grüße, die Szene-Polizei!
06.2021 By Peter bierschinken.net
Tough magazine
DieVisitor haben mit "Der erste Stein" ihr neues Album veröffentlicht. Es enthält 21 Songs, hat eine Spielzeit von 41 Minuten und erscheint bei Anarchy Of Sounds Records.
Wer wirft den ersten Stein? Diese Frage könnte im neuen Album von DieVisitor beantworten werden, aber dazu sollte man sich die Songs anhören.
Ein Pogotanz zwischen Punks und Skins, der gelungen ist. Hier wird das Oi! groß geschrieben und damit es auch nicht zu einem falschen Bild kommt (was ja leider oftmals in der heutigen Zeit passiert), schreien die Musiker direkt im ersten Song "Anti" raus, dass sie selbstverständlich gegen Nazis, Sexisten und Terroristen sind. Viele Songs beschäftigen sich mit dem Thema Skins & Punks, denn natürlich gehen Skinheads auch zu Punkkonzerten, was habt ihr denn gedacht?
Aber dass diese eben leider auch oft mit rechten Skinheads verwechselt werden, macht der Song "Kein Skinhead" klar - hier heißt es: "Du kannst aufhörn Oi! Oi! zu schrein, du bist kein Skinhead nur ein Nazischwein."
Aber auch Themen Hausbesetzung, Kapitalismus oder der gute alte Alkohol drängen sich des Öfteren in den Vordergrund. Gute Texte, klare Stellung und genau so sollte Oi!-Punk klingen. Auch "Bitte geh noch nicht" brennt sich, bedingt durch den melodischen Refrain, schnell ins Ohr - tolle Nummer.
Als Bonus gibt es noch die vier unbearbeiteten Songs der "Anti"-Demo zu hören und hier hört man dann auch die Weiterentwicklung der Band.
Eine Mischung aus Oi!, Deutschpunk und etwas Metal - DieVisitor müssen sich nicht verstecken. Weiter so! Die 17 Songs gibt es auch Vinyl, die auf 300 Stück limitiert ist - ranhalten!
14.05.2021 By Florian P. Tough magazine
Schafe Schüsse
Die Brandenburger StreetPunkband DieVisitor dürften dem/der Ein- oder Anderen in Brandenburg, Berlin und Umland nicht gänzlich fremd sein, zumal sie schon seit 2.005 ihr unwesen treiben und es in der Vergangenheit nicht nur in so "illustre" Gazetten wie "Der Tagesspiegel" schafften, wo man einst die Indizierung seitens der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (*kurz BPjM) eines Releases (was die Demo CD "Anti" [*2.010 erschienen] war) zum Anlass nahm, um darüber im Kontext eines Artikels zu berichten. https://www.tagesspiegel.de/politik/verfassungsschutz-mehr-linksextremis...
Hauptgrund der Erwähnung war das Stück "Copkiller", dass es in ähnlicher Form bereits (inhaltlich, wie auch musikalisch ganz anders umgesetzt) in der Vergangenheit u. a. auch von Bands wie Body Count gegeben hatte. Dass die Presse diese Umstände ein Jahr nach Veröffentlichung thematisierte, spricht für sich selbst. Ohne zu viel vorwegnehmen zu wollen, können die Jäger & Sammler unter euch dieses Stück (nebst eines weiteren) in "zensierter" Form auf dem hier vorliegenden Album abgreifen. Es gilt (wie so oft) in diesen Zeiten, wer schnell ist, kann ein Exemplar bei Anarchy Of Sounds Records ergattern.
Vom ursprünglichen Quartett sind DieVisitor nun auf ein Duo geschrumpft, was auch musikalisch gesehen nicht nur mehr Spielraum/Freiheiten mitbringt, sondern auch sämtliche Stil-Schubladen neu öffnet. Fu, der auch bei Exkrement Beton an der Gitarre ist, hat die Zeit effektiv genutzt und einiges an Neumaterial geschrieben, das hier ins Ziel geht. Von den Instrumenten her hat Fu bis auf das Schlagzeug alles selbst eingespielt. Am Schlagzeug hört Ihr Brian von der Band Jardin.
Bei vielen Bands bleibt selten lange der klangliche Charme vom Demostatus gewahrt, sei es dank der oft zu glatteren Produktion (soundmäßig) oder sei es der Reifungsmilde wegen, die aus einst schön ruppigen Bands wie z. B. den Toten Hosen, Broilers etc. schon auch mal 'ne weichgespülte Pop zugeneigte Punk Rock Band werden lassen kann. Das muss jedoch nicht zwingend so laufen. Die Geschmäcker unterscheiden sich diesbzgl. nun mal. Was DieVisitor angeht, so bekommt Ihr hier '80er/'90er Jahre DeutschPunk, bei dem auch mindestens ein Fuß im Stiefel des Oi! Punk steckt oder wie es die Info so treffend formuliert: "dreckig, unverblümt (fast unzensiert) und direkt vor's Fressbrett."
Per "Intro" (Track 1) wird das "Fressbrett" vorgespannt, um mit "Anti" (Track 1) den ersten-, in schön dreckangereichterem-, eher einfach gestrickten Punk Sound zu starten, der trotzdem als zeitgemäß durchgeht. Im Grunde schicken DieVisitor zunächst einmal als Ausrufezeichen voraus, wogegen sie (ein)stehen. 'N ganz guter Absprung von der Startrampe, der mit dem etwas härter gefederten Albumtitelstück "Der erste Stein" (Track 2) ein klein wenig Schleim-Keim im Kernquerverweis im Beiboot hat. Inhaltlich bin ich für meinen Fall (das sage ich ganz ehrlich frei raus) noch nie ein Fan fliegender Steine gewesen, weil es immer auch Unschuldige trifft, die entweder 'nen zeitweilig beschissenen Job als "Steineabfänger" haben oder aber eine einfach per Zufall unglücklich die Flugbahn kreuzen. Steine können töten, so viel ist sicher. Daran gibt es aus meiner Sicht nichts zu rütteln. Dennoch verstehe ich die im Stück grob umrissene Wut/Frustration, die sich hier ein musikalisches Ventil sucht. Gerade in den letzten Jahren winkte man hierzulande nicht nur eindeutig rechte Täter zu oft durch oder strafte diese viel zu milde, so dass wohl kaum ein Denkvorgang bei den Täter/-innen angestoßen wurde, nein auch die blinde Gewalt gegen Demonstrant/-innen dürfte Teil der (hier im Ansatz gemeinten-) Thematik sein, die musikalisch stark umgesetzt wurde. "Oi! ein Leben lang" (Track 2; Anspieltip I) geht thematisch in eine ganz andere Richtung, nämlich in Richtung Herzensangelegenheit, zumindest, wenn man dem Text nach geht. Textlich zwar mit eigener Note/Handschrift versehen, aber nicht komplett neu. Vielleicht liegt es in der Natur des Oi Skin/Punk Daseins, dass man den "Way Of Life" schlichtweg nicht anders be-/umschreiben (feiern) kann? Mit anderen Worten, hier kann man locker den Kopf abschalten und einfach gepflegt ein Bier beim Feiern des "United" Gedanken aufmachen. Das Stück macht einfach nur Spaß und Bock auf Konzerte. :) Was mir besonders gefällt, ist die entstaubte Old School Unternote, die hier mitschwingt.
Etwas tiefsinniger angelegt, geht es bei "Denunziant" (Track 3) zu. Dieses zeitlose Phänomen/Semi-Phantom ist auch heutzutage gern am Start, ob online oder im sogen. "Buschfunk". Wer den Busch nicht trimmt, hört es auch funken. ;-) Auch dieses Stück reiht sich in die bisher gehörten-, eher kurz gehaltenen Stücke ein, die mit leichtem Zugang musikalisch alles richtig machen. Kein zuviel, sondern einfache Ohrenkost. Es mag Leute geben, die hierbei eine 3-Akkorde-Diskussion aufmachen- und fragen würden, ob das noch zeitgemäß sei? Ich würde angehörs von DieVisitor antworten, dass es funktionieren/andocken muss und das tut die Mucke hier, trotz- oder wegen(?) der einfachen Art. Dank dieser bislang eher angenehm einfachen Spielweise, kommen auch die Texte frei(er) zur Geltung und können ggf. auf diese Weise auch bei einigen den Gedankenlauf anregen, so wie es auch "Kein Skinhead" (Track 4) hergibt. "Kein Skinhead" nimmt die sich auch heutzutage noch gern als "Oi Skins" verkaufenden Nazi Skins vor, die einer tatsächlichen Mogelpackung gleichkommen. Der durchschnittliche Nazi Skin sieht zwar vielleicht ähnlich aus, aber bei den Nazi Skins ist kein "69 Movement" in den Stiefeln, sondern allenfalls ein braun-verseuchter "Thor Steinar" Clown, der vielleicht ähnlich aussieht, aber hinter der Maske einfach nur zum Heulen ist. Wenn diese Art von "aufrichtigen Deutschen" (wie sie sich gern selbst betiteln) das Ergebnis dessen ist, was einst unter dem "Land der Dichter und Denker" weltweit hohes Ansehen genossen hat, dann gute Tiefstnacht! Mal ganz davon abgesehen, käme keine/-r, der/die den Oi! Grundgedanken (auch geschichtlich) wirklich verstanden hat, auf die Idee sich zur zahlungswilligen Kaufmaschine irgendeiner Marke machen zu lassen, nur um sich damit das Gefühl zu erkaufen "real"/"true Rebel" zu sein, zumal bestimmte Marken einfach nur scheiß viel Kohle abziehen wollen, auch wenn nachhaltige-, FairTrade Qualität (sofern überhaupt vorhanden) ihren Preis haben mag.
Musikalisch gesehen, gefallen mir vor allem die Bassläufe, die dem Stück selbst eine schöne Würze mitgeben, während nach hinten raus sogar mal Keyboards zu hören sind.
Gut, dass nach so viel gedankentieferer Kopfkost, auch mal etwas Auflockerung rumkommt - "Bitte geh' noch nicht" (Track 5; Anspieltip II). Stimmlich kommt Fu hier wie eine Mischung aus nicht ganz so kehlig angesiedelten Schleim-Keim und Atemnot rüber. Diese Art von Spätgeburt eines Lovesongs der anderen Art hat genau die Art von Punkromantik inne, die das fiktive inwendige Lagerfeuerfeeling braucht. Vermutlich eine authentische Story, denn auf sowas kommt man sicher nicht mal eben nebenbei. ;-) Nach so viel Herzkost, darf es auch mal wieder pogoaffiner-, ruppiger werden und dafür ist "Egal (Atonal)" (Track 6; Anspieltip III) genau die richtige Nummer. Flüssig reinlaufend und wie einige Stücke zuvor auch etwas Metal Einflüsse mit auf den Saiten, was auch beim folgenden-, einst polarisierendem "Copkiller" (Track 7) der Fall ist. Eine leichte Saitenbrücke zum heutigen Body Count Sound kann man stellenweise auch ausmachen. Das Stück mag ethisch-moralisch nicht frei von diskussionswürdigen Ansätzen sein, sollte aber nicht zu überernst genommen werden, denn wann hat hieruzulande ein Punk/Oi Skin tatsächlich je einen Cop gekillt? Da sollte man aus gesellschaftlicher/BPjM Sicht betrachtet vergleichsweise vielleicht eher mal das rechte Auge aufmachen.
Ein weiteres klasse Stück zum kollektiven Abgehen findet sich in "Abschaum" (Track 8). Auch hierbei kann man den Kopf locker unter'm Arm spaizieren tragen, während mucketechnisch etwas mehr Nähe zum HardcorePunk aufkommt, die die eingangs erwähnten '80er/'90er Jahre temporär zurückbringt. Klasse Stück! Was "Der erste Stein" an Frustration tiefer-, jedoch zum Albumstart noch nicht genauer ausgeführt, im Innern hatte, erklärt sich u. a. per "Innenstadt" (Track 9; Anspieltrack IV) etwas näher. Sinnloser Verfall von leerstehenden Gebäuden und die Besetzung derselben, sind hierzulande spätestens seit Ton Steine Scherben ein öffentlich breites Diskussionsthema, das leider immer wieder mit der Taktik der Räumung (anstatt einer dauerhaften, friedlichen Einigung) gehandhabt wird. Ein unglaublich wichtiges Thema, das leider auf den Alben heutzutage etablierter Punk/Punk Rock Bands selten bis gar nicht mehr auftaucht. Umso besser, dass DieVisitor hiermit ein wichtiges Zeitzeichen setzen. Chapeau!
Spätestens seit der Coronapandemie sind Reisen ein weit verbreitetes Egothema, das viel umtreibt. Ob Ballermann oder Thailand - es läuft auf fast dasselbe hinaus - "Kapital" (Track 10; Anspieltip V). Hut ab, dass DieVistor hier mit so wenig Text so viel in nur 1:10 Minute sagen! Von draußen geht es nun mit "Der Versuch zu fliegen" (Track 11) nach ganz tief drinnen und hat die "dunklen Tage" im Schlepptau. Alles andere als heiter - in diesem Falle sogar schwer-wolkig. Ähnlich verbleibt man (nur thematisch ganz anders gelagert) auch bei "Leise geweint" (Track 12) unter tiefhängenden Wolken. Bei diesem Stück gebe ich ganz bewusst die Triggerwarnung für Missbrauchsopfer raus. Musikalisch hebt sich "Leise geweint" stark von den bisher gehörten Stücken ab, was erst nach hinten zurück zum roten Faden kehrt. Stellenweise fühle ich mich an die Band Absturz erinnert.
Noch etwas vom Thema und der Mucke durchzogen, läuft "Hol' mich hier raus" (Track 13) leider etwas vorbei/zu schnell durch.
"Prinzessin" (Track 14) fährt zwar auch wieder noch mehr Abwechslung auf den audiblen Bildschirm, serviert aber eher eine nicht ganz so kurze Quickienummer zum Zwinkern. Bevor einige sich im Nachgang berufen fühlen über Sexismus bzgl. dieses Stückes ein Faß aufmachen zu wollen, sei gesagt, dass DieVisitor bereits zu Alkbumbeginn bei "Anti" unmissverständlich klargestellt haben, dass sie gegen Sexisten sind. Also bitte locker bleiben, denn Stories wie diese hier, passieren einvernehmlich im real Life, sofern denn nicht gerade der pandemische Ausnahmezustand über der Welt hängt. ;-)
Das einzige Stück bei dem ich inhaltlich nicht 100% komplett vorbehaltlos mitgehe, ist das "Viva Lied" (Track 15). Mein prozentualer Kritikpunk-t dabei bezieht sich auf die suggerierte Abwertung von "Grunge-Rock aus Seattle". Bei allen anderen im Text benannten Punkten ist/bleibt es zumindest auf nachvollziehbarer Ebene. Ich persönlich tendiere insgesamt immer (wieder) dahin, dass es ohne die im Text benannten Bands entweder weniger Text für dieses Stück gäbe oder eben andere Namen im Fokuskontext gestanden hätten.
Ob das direkt folgende "Killercop" (Track 16) eine Art selbstironische Persiflage auf "Copkiller" ist, eine Art Fortsetzung oder aber eine thematische Umkehrung, findet Ihr am Besten selbst raus. ;-) Nur so viel, es kommt soundmäßig klasse rüber. ;-)
Regulär scheint "Der erste Stein"-wurf nun durch zu sein, wäre da nicht die Bonusabteilung anhängig, die einige Stücke von der/dem "Demo 2008" (CD/Tape?) frei Haus serviert. Mit dem "Oma Lied (Bonus)" (Track 17; gerade mal 18 Sekunden Länge) geht es soundmäßig zurück in den Rumpelsoundkeller früher DieVisitor-Tage. Auch hier denkt man unweigerlich an Schleim-Keim zurück und sei es nur der Soundqualität wegen. Ich persönlich mag diese Art von Rumpelsoundpollerei ja, die sich auch bei "2 Skinheads (Bonus)" (Track 18; Anspieltip VI) fortsetzt. Die musikalischen Ansätze sind hier im Rücklblich/Vergleich bereits klar zu erkennen. Etwas lahm gezockt im Refrainteil, aber gerade deshalb ein fieser Ohrwurm, der von hintenrum anklopft. Soundmäßig dann doch noch einmal anders gelagert, klopft "Die besten Jahre (Bonus)" (Track 19; Anspieltip VII) schön offensiv Punk-ig die Motten aus dem Jackenfutter. Schönes Ding, das auch mal The Exploited Einflüsse durchschimmern lässt, bevor "Herz aus Beton (Bonus)" (Track 20) auch OHL als bekannt suggeriert, wenngleich das Stück noch mal klar mit Schleim-Keim Einflüssen winkt. Insgesamt 'ne klasse Scheibe, die sich mit 42:46 Minuten Spielzeit schon allein vom Sound her (nebst der aktuellen Exkrement Beton Scheibe) zu meinen neu(er)en Favoriten in Sachen deutschsprachiger Punkmucke gesellt. Mega, dass es diese Scheibe auch auf Vinyl gibt. :)
01.05.2021 By Danny B Schafe Schüsse
UNDERDOG Fanzine
DieVisitor ist eine Punkband aus Brandenburg an der Havel, gegründet 2005 von Fu, Zottel und Fick, damals noch unter den Namen die "Roidigen Trinker". In Corona-Zeiten hat Gitarrist Fu offensichtlich in Erinnerung geschwelgt und die Idee, alte Songs neu einzuspielen, umgesetzt.
Unterstützt von Brian am Schlagzeug gibt es volle Pulle "OI!, Pogo, Sex und Promille", Anti-Haltung und räudiger Punk vonna Straße. Fu serviert romantische Gossenhauer-Lyrics mit Zeilen wie "Bitte geh noch nicht. Aus mir spricht mehr als nur das Bier", es erwacht der Abschaum und die Spießer spucken Gut und Galle. Nach dem Motto: Rumstänkern ist besser, als angepasst zu sein, zeigen Schnaps mit Würstchen und Fuck you-Gebären ihre Wirkung. Der metallische simple Punk weckt Gelüste und niedrige Instinkte mit Peinlichkeiten ("Prinzessin") in HEMMUNGSLOSE EROTIK-Manier, "Für immer Punk und/oder Skin"-Abgefeiere und Anti-Killerpilze-Schmuserock vom Derbsten. Wer nicht genug davon bekommt, der/die wird mit 4 unbearbeiteten Bonussongs vom Demo "Anti" abgespeist. Passt auch zu "Himmel, hast du keine Flinte"!
29. April 2021 By Fred Spenner UNDERDOG Fanzine
Blueprint-Fanzine
Der erste Gedanke, der sich mir bei dieser Veröffentlichung aufdrängt, lautet: Handelt es sich hier um eine Oi!- und Deutschpunk-Persiflage, oder ist das, was auf "Der erste Stein" zum Besten gegeben wird, tatsächlich ernst gemeint? Diese Frage ist für die finale Bewertung dieses Tonträgers nicht ganz unwichtig, denn sie entscheidet letztendlich darüber, ob man DIE VISITOR in einer Schublade mit MÜLHEIM ASOZIAL, KOTZREIZ und OIDORNO, oder doch eher in einer Liga mit ATEMNOT, SCHLEIM-KEIM und SMEGMA einordnen sollte. Was die Texte betrifft, so liegt der Vergleich zu letzterer Kategorie auf jeden Fall näher: Es geht um "Punks & Skins united"-Verklärung, Straßenschlachten sowie der nicht ganz widerspruchsfreien Ablehnung von Politik & Extremisten jeglicher Couleur bei einer gleichzeitigen Kampfansage gegen Nazis, Tierversuche & Kapitalismus. Auch das eigenmächtige Unterbringen eines "FSK ab 18"-Freigabesiegels im pixeligen Artwork der mir vorliegenden Promo-Version entpuppt sich bei genauerer Betrachtung entweder als missglückter Witz, oder als billige Effekthascherei, denn dieses Siegel findet in der Realität ausschließlich bei audiovisuellen Medien wie Filmen oder Musikvideos Verwendung, während die Indizierung von reinen Tonträgererzeugnissen durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (und in der Regel auch erst nach der Veröffentlichung des entsprechenden Tonträgers) erfolgt. Eingebettet in Pogo tauglichen 3-Akkorde-Punk bleibt somit unterm Strich ein Album, das aus meiner Sicht leider mehr Fragen offen lässt als beantwortet.
21. April 2021 By Bernd Cramer Blueprint-Fanzine
Crazy United
Selbst ist der Mann: Pandemie-bedingt spielte Gitarrero Fu die alten DieVISITOR-Schlager kurzerhand in Personalunion (Gesang/Gitarre/Bass) neu ein, lediglich am Schlagzeug gab es Hilfestellung.
Blick zurück: Bei DieVISITOR handelt es sich um alte Brandenburger (Havel) Haudegen, die Spuren führen zu EXKREMENT BETON und HAVELJUNGS.
Ziel erkannt?
Soviel sei verraten: Es geht nicht um Chanson oder Freejazz.
Das Label schreibt: "80er Deutschpunk aus Brandenburg an der Havel trifft auf Oi! - dreckig, unverblümt und direkt vors Fressbrett".
Generell nicht falsch, allerdings wird hier sympathisch tiefgestapelt.
Fu & Brian gelingt die Kombination aus ultra-derben 80er Texten (MÜLLEIMER/ROR-Style) und fett produziertem/gespielten Jetzt-Sound.
Textlich eine schöne Zeitreise in ganz frühe D-Punk Jahre, solche Lyrik ist heutzutage wirklich nur noch in good old Branne oder anderen gallischen Dörfern möglich. Schade.
20 x räudige Streetpunk-Vollbedienung zwischen DAILY TERROR, SCHLEIMKEIM und BRUTAL VERSCHIMMELT.
Der Bolzer "Der erste Stein" erinnert an OHL meets BOMBERS OF BURUNDI, eine satte Crossover-Attacke mit brüllender Double Bass.
Wer authentische Statements in gekonnter Ausführung schätzt, ist hier bierrichtig.
23. April 2021 By PARADISE Crazy United